Donnerstag, 15. August 2013

Wieder zurück...

Seit zwei Wochen bin ich schon wieder in Deutschland angekommen. Das letzte Jahr verging wie im Flug und hat mich doch wie nichts zuvor geprägt. Auch wenn das Ankommen viel leichter war, als ich dachte, sehe ich so viele Dinge mit anderen Augen und fühle mich in manchen Aspekten einfach ganz ganz weit weg...
Wie versprochen werde ich noch einen letzten Rundbrief schreiben über meine Abschiedszeit in Kenia, das Ankommen in Deutschland und mein Fazit über das Jahr.
Damit keiner denkt, dass ich das vergessen habe, wollte ich hier ein kurzes Lebenszeichen von mir geben!
Im Moment muss ich noch ein paar Dinge wegen des bevorstehenden Studiums und Umzugs regeln, aber spätestens nächste Woche wird mein Abschiedsrundbrief bei euch ankommen!









Dienstag, 16. Juli 2013

Abschiedsstress und Lehrerstreik

Heute in zwei Wochen fliege ich nach Hause, die Zeit des Abschiedsnehmens ist gekommen – und weitaus stressiger als gedacht. Bis gestern hatte ich noch Besuch von meiner besten Freundin, es waren unglaublich schöne 16 Tage, die mich noch einmal von dem Abschiedsstress fernhalten konnten, dafür trifft es mich jetzt umso mehr.
Da die nächsten Volontäre nicht nur einen komplett anderen Arbeitsrhythmus als wir haben, sondern auch nicht mehr in BuruBuru leben werden, müssen wir das Haus leerräumen und mit dem Vermieter diskutieren, was wie und wo repariert werden soll. Heute steht das erste Meeting an, wir sind schon gespannt, was dabei rauskommt.
Dazu kommen einen natürlich in den letzten zwei Wochen immer noch Ideen, was man noch machen oder kaufen könnte. Wir versuchen alle Freunde noch einmal zu besuchen, in beiden Standorten des PLCCs (Pangani und Ongata Rongai) noch viel Zeit zu verbringen oder zu übernachten und natürlich daneben auch noch Abschiedsgeschenke für die Menschen hier zu machen und Andenken für uns selber in Deutschland zu kaufen.
Leider kommt es nie so schön, wie man denkt, und wir werden gerade jetzt noch mit ziemlichen Stress in der Arbeit konfrontiert. Zum zweiten Mal in diesem Schuljahr streiken nämlich die Lehrer seit mittlerweile schon fast einem Monat. Hauptgründe sind die Nichteinhaltung eines Vertrags von vor 16 Jahren, der den Lehrern neben einem Grundgehalt auch Versicherungen zusprach, so wie die niedrige Bezahlung mancher Lehrer (die schlechtbezahltesten bekommen laut Angabe der Lehrervereinigung nur 4,000 /= (40€) im Monat) und die Schulpolitik des Governments.
Die Regierung möchte nämlich schon Geld in die Schulen stecken mit der Idee, jedem Schüler einen Laptop zu kaufen. Noch sinnvoller wird das Ganze, wenn man bedenkt, dass die meisten Schulen auf den rural areas nicht einmal Strom besitzen. Auch die Lehrer sind damit nicht zufrieden, haben sie doch selbst keine Ausbildung für die Nutzung der Laptops und fordern, dass das Geld besser eingesetzt wird.
Bis heute gab es einige Verhandlungen und Angebote der Regierung, die trotzdem weiterhin am Laptopprojekt festhält. Die Lehrervereinigung hat alle Angebote abgelehnt, zumal sie angaben, dass sie sich diesmal nicht von Versprechungen überzeugen lassen würden, sondern Taten sehen wollen.
Der letzte Stand von gestern ist, dass das Government mal wieder androht, alle Lehrer, die nicht in die Schulen gehen, zu feuern. Jacki und ich jedenfalls drücken den Lehrern die Daumen, dass sie ein vernünftiges Angebot bekommen und bald wieder in die Schule gehen, damit wir zumindest in der letzten Woche wieder etwas stressfreier arbeiten können. Zur Zeit müssen wir nämlich ungefähr drei Mal die Woche raus nach Ongata Rongai fahren und die Mädchen dort, die ja nicht zur Schule gehen können, unterrichten. Natürlich verbringen wir gerne Zeit mit den Rongaimädchen, aber zum einen sind es natürlich viel mehr Mädchen, was das Unterrichten etwas erschwert, zum anderen schreckt uns auch der Weg von bis zu zwei Stunden pro Fahrt etwas ab und nimmt uns viel Zeit, die wir gerne für andere Dinge hätten.


PS: Das PLCC hat jetzt auch eine eigene Website, die ihr euch gerne angucken dürft: 

Sonntag, 16. Juni 2013

Goin' rural..

Hier schon einmal ein paar Impressionen des Wochenendes. Den Bericht dazu gibt es dann im nächsten Rundbrief, den ich - hoffentlich - bald fertig habe!

PS: Danke danke danke an Susan, dass sie uns in ihr Zuhause mitgenommen hat und an Jacki für all ihre schönen Fotos!

Wichtigster Raum: Die Küche

Susan brät frische Eier im Wohnzimmer

und wir essen alles auf :-)

Mittagessen: Chapati

Bewaffnet mit Regenjacken und Gummistiefeln!

Ich komme aus Grundhof, ich kann sowas!

Vor dem Haus (es war kalt!!!!)

Zuckerrohr gefunden - mjamjam

Durchs rural wandern (2 1/2 Std. ...)

Ein Teil von Susans Familie, die wahnsinnig gastfreundlich war

Sonntag, 9. Juni 2013

Nairobi – Kisumu – Kakamega – Nakuru – Mombasa - Watamu


Die letzten neun Tage bin ich mit Jackis fetten Backpackerrucksack durch Kenia getourt. Da ich mir das erste halbe Jahr fast gar keinen Urlaub genommen habe, waren noch viele Tage übrig und es reizte mich, einfach einmal loszufahren.
Über das erste Wochenende begleitete mich Jacki und so ging es am Samstag Morgen – sehr früh morgens – auf nach Kisumu. Das Ganze fing schon ziemlich abenteuerlich an, da ich unsere Tickets zuhause vergessen hatte. Also mit Dackelblick ab zum Schalter und auf Suaheli um Hilfe bitten. Die bekamen wir mittels eines abgerissenen Schmierzettels, wo unsere Daten drauf standen. Bei der ersten Kontrolle kamen wir auch relativ gut durch mit unserem „Ticket“. Schwieriger wurde es bei einem Zwischenstopp in Narok. Wieder wurden Tickets kontrolliert, wieder hatten wir nur den „Wisch“ und schaute den Conducter lächelnd an. Ich wusste nicht genau, wie ich sein Gesicht deuten sollte...ob er gleich anfängt zu lachen oder zu schreien. Jedenfalls ging er erst einmal raus, sprach mit Leuten und telefonierte – Jacki und ich bekamen schon etwas Panik. Mit einem Grinsen kam er allerdings nach ca. 10 Minuten wieder, gab uns das hochgeliebte Ticket zurück und verschwand, sodass wir weiter nach Kisumu fahren konnten.
Die Stadt am Lake Victoria überraschte uns:
Große, weite, saubere Straßen ohne Müll sondern sogar Menschen mit Besen (!), kein Gedränge, kaum Geschrei, fast kein fliegenden Händler oder kleine Stände und kaum bettelne Menschen. Irgendwie fehlte das sonst so gewohnte ostafrikanische Chaos.

Das fanden wir dann am See aber sofort wieder. Wenn man sich vorstellt, an den zweitgrößten Süßwassersee der Welt zu fahren, wird man an vieles denken,aber nicht an das Bild, das einem in Kisumu  begegnet. Man kommt generell nur an einer Stelle wirklich direkt an den See, die mit kleinen Hotelis (lokalen Restaurant) vollgebaut ist.  

Jacki am Viktoriasee
Eng an eng reihen sich Tischreihen zwischen
denen Verkäufer Plastikspielzeug oder Süßigkeiten umhertragen.

Von überall rufen dir Leute zu, ob du nicht einen frischgebratenen Fisch auf den schmutzigen Tischen essen möchtest.
Der Fisch schmeckt trotzdem sehr gut und während man sein Essen genießt, kann man noch ganz romantisch auf den See schauen und Afrikaner beobachten, die ihre Autos und Busse waschen.





Als kleines Gegenbeispiel dazu ein Foto vom Lake Victoria, das ich in Mwanza (Tansania) aufgenommen habe .Findet die Unterschiede :-)
Viktoriasee auf der tansanischen Seite


Am Sonntag ging es weiter über den Equator nach Kakamega.
Hier kann man im letzten Stück Regenwald, das Kenia erhalten geblieben ist, wandern. Mit unserem – zur Abwechslung mal weiblichen - Guide ging es für einige Stunden ins dichte Grün.
Das der 23.000 ha große Wald vor nicht einmal 25 Jahren noch 240.000 ha besaß, ist unglaublich erschreckend... Trotzdem kam er uns immer noch riesig vor, wenn man auf den kleinen Pfaden entlanggeht und über sich Baumriese von bis zu 70 Metern stehen, sodass ich innerhalb kürzester Zeit keine Orientierung mehr hatte.
Jacki hat Fotografiere einfach drauf!
Affen gesichtet?
Eine von mehreren Arte, die wir im Wald fanden

Neben der großen Artenviefalt an Pflanzen sahen wir vor allem Insekten (über 400 Arten von Schmetterlingen!), Reptilien und Affen. Von den besonderen Vogelarten bekamen wir nur ihr Singen, Zwitschern, Lachen und Schreien mit, weil sie weit weit über uns in den Bäumen saßen.
Da wir als echte Stadtkinder das Wandern und die unglaublich frische Luft gar nicht gewöhnt waren, waren wir abends ziemlich müde und nachdem sich Jacki zurück auf den Weg nach Nairobi machte, fiel ich ins Bett.
Supper in Kisumu - lecker Fisch

Am Montag wollte ich nach Nakuru, das war aber gar nicht so einfach, denn von Kakamega hatten alle Busgesellschaften, die Nakuru im Program hatten, dichtgemacht.
Also auf gut Glück erst einmal mit dem kleinen Matatus zurück nach Kisumu, wo ich ein weiteres Matatu nach Nakuru fand. Das in den kleinen 14-Sitzer Bewegungsfreiheit und Belüftungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, wusste ich ja bereits. Aber erst jetzt weiß ich, wie viel Spaß es macht, 5 Stunden in einem heißen, engen Raum zu sitzen, wenn dein Nachbar ein Baby ist, dass eine ziemlich volle Windel hat..


In Nakuru gönnte ich mir einen freien Tag, an dem die nächste Wandertour anstand.
Mit einem Motorrad fuhr ich auf den Berg hinter Nakuru, um die Aussicht zu genießen.
Als ich oben auf dem 2.500 m hohen Vulkankrater stand, dachte ich plötzlich, es könnte nett sein, hinuter zu klettern. . . liebe Kinder, macht so etwas niemals nach.
Von oben sah es wirklich schön aus!
Gerade mal die Hälfte geschafft... 
Denn weitaus weniger lustig kam es mir vor, in der unglaublichen Mittagshitze ohne Wasser denselben Weg wieder hoch zu müssen.  Da es aber keine andere Möglichkeit gab, kam ich irgendwann tatsächlich halbwegs lebend dafür mit einem fetten Sonnenbrand oben an.

Irgendwo aus dem Bus..ein Markt einer Kleinstadt
Abends ging es mit den Nachtbus nach Mombasa, um für die letzten Tage meiner Reise noch einmal ein bisschen an der Küste zu entspannen. Um 5:30 kamen wir in Mombasa an, wo ich direkt in das nächste Matatu in Richtung Malindi stieg. Mein Ziel war das Dorf Watamu, das einen wunderschönen Strand haben soll.
...und die traditionellen Hütten der Dörfer
In Watamu selbst merkte ich schnell, wie sehr manche Orte vom Tourismus leben.  Da jetzt in Kenia ein eher regnerischer Winter vorherrscht, kommen kaum Besucher. Haupsaison an der Küste ist von August – Januar. Die Bewohner Watamus erklärten mir, dass ab August die Hälfte aller Einwohner aus Italien kommt, weswegen ich mich auch nicht wunderte, als besonders schlaue Kinder mir „Ciao“ entgegen riefen.

Im Dorf war jedenfalls die gesamte Hauptstraße ausgestorben, von 20 Geschäften hatten vielleicht zwei auf und auch die Suche nach einem günstigen Guest House gestaltete sich nicht einfach.
 Letzlich hatte ich aber unglaublich Glück, da ich mich auf der Suche nach Schatten in eine kleine Teehütte setzte und mich mit der Mama dort unterhielt. Sie war begeistert von der „Weißen, die Suaheli spricht, sich ordentlich kleidet und sogar einen kenianischen Namen hat“ (auf Reisen gebe ich einfacher Weise meinen Spitznamen „Wangui“ oder kurz „Gui (sprich: Ko-i)“ an) und erzählte mir von ihrer Freundin, die ein Haus vermietet.
Als ich es mir anguckte, wollte ich gleich schon wieder wegrennen: Ein riesiges Appartment mit Balkon, Wohnzimmer, Küche, Bad und zwei Schlafzimmern überstug deutlich mein Budget! Aber dann kam die Überraschung. Die Mama nannte mich nicht nur von Anfang an „ihre Tochter“ sondern bot mir das Ganze auch für 1.300 /= also gerade mal 11,50€ an. Damit starteten meine letzten drei Urlaubstage natürlich sehr schön.
Watamu selbst war für mich unglaublich entspannend. Es gab nichts, was ich machen musste.
Ich konnte zum Strand gehen oder mich ins Haus von Mama Zuhura (meiner Vermieterin) und ihrer Familie setzen, ich konnte umherspazieren oder mit anderen Menschen reden. Und genau das machte ich am Meisten: Ich nahm mir einfach die Zeit, mich mal für eine Stunde zu Menschen zu setzen und lernte dabei unglaublich viel.
Ich half, Sandalen zu machen, Holz zu sägen oder sogar Chips aus Süßkartoffeln herzustellen, ich bin Motorrad gefahren und abends saß ich oft noch lange mit der Familie von Mama Zuhura zusammen.
Ich war fast ein bisschen traurig, am Samstag wieder aufzubrechen.


Strand von Watamu, noch menschenleer


Und ein bisschen Handarbeit!
Aber wenn ich heute den Wäscheberg sehe, den meine Hände gleich zu bewältigen haben, freue ich mich, die Zeit nicht komplett bis Sonntag ausgenutzt zu haben! :-)

Donnerstag, 16. Mai 2013

Gettin' older!

Mein 20. Geburtstag war ein wunderschöner Tag. Angefangen durch Jacki und Susan, die frühmorgens eine Stunde das ganze Haus dekoriert haben (fettes Danke an dieser Stelle an euch und auch an meine liebste Mama für den ganzen Kram :-)). Nach einem superleckeren Frühstück und Geschenkeauspacken wurde ich dann ganz kenianisch "ins neue Lebensjahr gewaschen". Auf deutsch: Man kippte kaltes Wasser auf mich..


Mit Soda und Kuchen im Gepäck ging es anschließend zur Arbeit, wo sich nicht nur die Kinder tierisch freuten ("Was? Eine ganze Soda für mich?") sondern auch meine Kollegen fröhlich in einen Geburtstagsgesang einstimmten. Es war wirklich total schön, inmitten von all den lieben Menschen gefeiert zu werden.

Nachmittags kam dann zur Freude der Kinder noch eine Wasserschlacht. Umzingelt von neun Kindern - mit Eimern, Flaschen und Bechern bewaffnet - hörte ich nur "1 - 2 - 3!!!" und war dann innerhalb von zwei Sekunden bis auf die Unterwäsche durchnässt. Zum Glück wurde ich vorher vorgewarnt und hatte Wechselsachen dabei :-)


Abends wollten eigentlich fünf Freundinnen kommen, von denen aber drei - typisch Kenia! - noch sehur kurzfristig abgesagt haben. Trotzdem wurde es auch mit den übrigen zwei noch richtig nett, wir haben Pizza und Kuchen gegessen, gesungen und mich zum Abschluss natürlich noch einmal gewaschen ...



Kurz gesagt: Es war ein gelungener Tag und ich habe mich sehr gefreut, wieviele Leute an mich gedacht haben. Übrigens nicht nur in Kenia: Vielen vielen Dank für all die lieben Pakete, E-Mails, Facebooknachrichten und ausgerichtete Grüße!

Mittwoch, 8. Mai 2013

Neues aus der Arbeit!

Denn da hat sich in den letzten Wochen einiges verändert. Die letzten 3 Wochen gab es ein großes Ferienprogramm in Ongata Rongai und Pangani. Das hieß, dass Jacki und ich die erste Woche in Rongai waren (und da durch die langen Fahrtwege meistens übernachtet also gewohnt haben), um morgens Unterrichtsstunden und nachmittags Aktivitäten wie Perlenarmbänder, Sport, Malen oder Games zu machen. Währenddessen manageten unsere Kollegen dasselbe Programm im Pangani House.
In der folgenden Woche wiederholte sich das Ganze jetzt aber für uns in Pangani , wo diesmal nicht nur die Homecups zu bespaßen waren. Denn während der Ferien sollen alle PLCC-Mädchen, die in den Primaryschools sind und nicht in Ongata Rongai wohnen, nach Pangani kommen. Es waren also - wie man sich vielleicht denken kann - laute, bunte und unplanbare Wochen, aber es hat Spaß gemacht!

Seit Anfang dieser Woche sind die Schulen wieder geöffnet und wir haben wieder "nur" die mittlerweile neun Homecups um uns herum. Genau wie im letzten Jahr gehen die Homecups in die "Informal Class", das heißt, sie werden von uns in Fächern wie Mathe, Englisch, Kiswahili, Social Studies, Science und Religion unterrichtet. Letztes Jahr haben wir die Mädchen in kleine Miniklassen eingeteilt, so dass jeder Lehrer nur zwei bis maximal drei Mädchen hatte. Dieses Jahr ist aber alles ein bisschen anders:

Zum einen können wir die Mädchen kaum in Klassen unterteilen, da sie zwar alle sehr unterschiedlich alt sind (von 4 bis 12 Jahre) und sogar acht von neun schreiben und rechnen, aber nur zwei der neun Mädchen lesen können. Von daher machen wir in den meisten Fächern mittlerweile Frontalunterricht mit eingebauten "Alphabet- und Lautelernen" und trennen die Mädchen nur in Englisch und Mathe, wo sie wirklich starke Unterschiede vorweisen.
Plötzlich Frontalunterricht
Der zweite Unterschied ist, dass wir nun nicht mehr vier Lehrer im Education Department sind. Linda wurde vor einigen Monaten schon kurzerhand zur Hausmutter im Pangani House umgeformt (was ihr aber ganz gut passt, da sie ihr Studium jetzt tagsüber statt abends hat) und unser Boss und Leiter des Education Departments Bosire hat ein dreimonatiges Praktikum in einer Secondary School (auch wegen seines Studiums). Bleiben also Jacki, ich und Esther, eine ehemalige Praktikantin, die für die kommenden Zeit neue PLCC-Mitarbeiterin und auch Lehrerin wie wir ist.

Das ist für uns natürlich eine komplett neue Situation, da Esther sich auch um Bosires ehemalige Aufgaben der Schulbesuche etc kümmert und so nicht immer im Pangani ist. Jacki und ich sind also in der jetzigen Unterichtsgestaltung ziemlich frei und auch ein bisschen auf uns alleine gestellt.Aber ich muss sagen, wir haben wirklich tolle Mädchen. Eine ist zum Beispiel schon 12 Jahre und war noch nie in der Schule, ist aber so wahnsinnig motiviert zu lernen, dass sie sich sogar in den Pausen irgendwo hinsetzt und weiter übt und schon jetzt schwere Matheaufgaben mit Multiplikation lösen kann. Kurz gesagt: Es macht uns sehr viel Spaß und zum Glück reichen mittlerweile auch unsere Kiswahilikenntnisse aus, um sich vor eine Klasse zu stellen :-) Und wenn wir wirklich einmal nicht weiter wissen, sitzen im Office auch immer noch Kollegen, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen.


Fleißige Schülerinnen!


Ansonsten bin ich Tag für Tag davon beeindruckt, wie sich die Mädchen entwickeln
Am Anfang hatten wir zum Beispiel ein Mädchen dabei, die sich nicht anfassen lassen wollte - nicht einmal die Hand zum Hallo sagen, wollte sie geben - und lernen erst Recht nicht. Auf jede Aussage antwortete sie mit "ah mi sitaki" (ich will nicht!) und wir wussten nicht wirklich, was zu tun ist. Wir haben sie meistens einfach "mitlaufen" lassen, was oft auch bedeutete, dass sie aus dem Klassenraum rausgelaufen ist, anstatt zu lernen  Aber schon jetzt nach nur drei Wochen kommt sie genau wie die anderen angerannt und springt uns zur Begrüßung in die Arme oder nimmt unsere Hand. Sie hat sich total verändert, auch im Unterricht gibt sie sich mittlerweile wirklich Mühe und kann sich schon viel länger konzentrieren - auch wenn sie es allein schon vom Alter sehr schwer hat, die Sachen zu verstehen.
Aber wir versuchen ihr entgegen zu kommen, im Moment muss sie deswegen auch nicht auf Druck Schreiben lernen, sondern darf erst einmal versuchen, die Buchstaben auszumalen oder mit Bohnen nachzuformen, um ein Gefühl für die Formen zu bekommen.

Meine neuen Mäuse
Wie ihr vielleicht seht: Im Moment ist es wirklich spannend und ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit und darauf, die neuen Mädchen besser kennenzulernen. Zur Zeit fehlt uns noch eine, bis wir die 10 Homecups zusammen haben. Wenn alle da sind, werde ich auch mal ein Foto der neuen Pangani Informal Class posten, um sie euch vorzustellen.


 Und für alle, die nicht so gerne Geschichten aus der Arbeit sondern lieber aus Nairobi lesen, hier eine Alltagsgeschichte:
Jeden Morgen fahren Jacki und ich im Matatu zur Arbeit (klappriger 14-Sitzer, der oft Löcher im Boden, kaputte Türen oder einen Motor hat, dessen Geräusche man eher nicht so hören möchte).
Letzte Woche fragte mich der Conducter, ob er mich nicht heiraten könne. Da mir die Frage mehrmals täglich gestellt wird, lächelte ich ihn nur an und sagte, dass das ja sehr nett sei, aber ich einen Freund in Deutschland habe.
Das fand er aber gar nicht so schlimm, denn er entdeckte Jacki, die eine Reihe vor mir saß. "Und sie? Hat sie einen Freund?", fragte er mich. Ich antwortete, dass ich das nicht wisse, er solle sie selber fragen. Mittlerweile lachte nicht nur die Frau auf dem Stuhl neben mir, über die seltsame Unterhaltung des Conducters und "der Weißen" auf Suaheli.
Er dachte leider gar nicht daran Jacki zu fragen und fing stattdessen an, mit mir zu verhandeln. Wie viel ich denn für sie haben wolle..:-)
(Mittlerweile ist mir aufgefallen, dass ich sie mal verkaufen hätte sollen, schließlich hätte ich als "Familie" ja die Mitgift bekommen und nicht sie)
Sein Angebot waren 10 Schafe, eindeutig zu wenig befanden ich und Jacki und forderten 100 Kamele. Kopfschüttelnd gestand der Conducter, dass er soviel nicht habe, aber Jacki nunmal einen kenianischen Ehemann bräuchte.
Glücklicherweise war das das Stichwort für Jacki, die Situation zu retten! "Ich habe schon einen kenianischen Boyfriend", erklärte sie und brachte den Conducter zum Strahlen. Kurzerhand rannte er aus dem Matatu und brachte uns jeweils eine Banane.. :-) Wir bekamen also unser 2. Frühstück, während der halbe Bus lachte und uns der Conducter überschwänglich zum Abschied winkte.

Montag, 29. April 2013

Mitgift, Soda, Verlobung

Am Samstag durften Jacki und ich spontan auf einer traditionellen Verlobung dabei sein. Erst einen Tag davor fragte uns unserer Arbeitskollegin Susan, ob wir sie nicht begleiten wollen. Ihr Bruder würde bald heiraten und nun sollten die Familien über die Mitgift beraten. Wir haben uns ie Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen!
So wurden wir Samstag nur mit zwei Stunden Verspätung von Susan und dem künftigen Bräutigam abgeholt. Der Rest der Familie sollte in drei anderen Autos aus deren rural home kommen. Etwa eine Stunde außerhalb von Nairobi in Thika machten wir einen Stopp, um einzukaufen. Erst da wurde mir klar, dass in Kenia die Familie des Mannes die Mitgift stellen muss.
Da Susan die einzige Tochter zwischen fünf Söhnen ist, fiel das Einkaufen ihr zu - beziehungsweise uns drei.
Von 6 kg Zucker und 5 l Saft über 200 Servierten ... unser Wagen wurde voller und voller und Jacki und ich waren mal wieder froh, dass in Kenia extra Tütenpacker angestellt sind und uns viel Arbeit abnahmen.
Mit dem nun etwas volleren Auto ging es noch einmal eine Stunde weiter raus in die rural Gebiete von Kenia. Sofort fühlte ich mich an Tansania erinnert, alles war unendlich grün, Bananenbäume umringten die erdigen Wege und alle Frauen waren in traditionellen Kangas gekleidet. Ein riesiger Unterschied zur Weltstadt Nairobi!
Kurz darauf hielten wir mitten im Nirgendwo an und trafen die anderen Autos. Susans Onkel, der anscheinend Familienoberhaupt war, hielt eine kurze Rede und sammelte dann von allen Geld ein. Jeder gab, je nachdem wieviel er hatte. Die Beträge lagen zwischen 200 /= (2€) und 7.000 /= (70€), Fakt ist, dass am Ende ganz schön viel zusammen kam! Ob sie alles ausgegeben haben, wissen nur die Ältesten und deren Mittelmänner (Dritte, die der Familie anwalttechnisch helfen zu verhandeln).
Weiter gings in den Bananenwald hinein, bis wir das rural home der zukünftigen Braut Mary erreichten. Der Anblick dort war fast etwas skurril: ländliche Wellblechhäuser, Kühe in selbstgebauten Ställen, Toiletten draußen hinter den Ställen .... und davor ca. 10 fette Autos! Town meets Village!
Direkt zu Beginn gab es ein riesiges Festmahl, das die Familie der Braut vorbereitet hat: Kartoffeln, Bohnen, Salat, Chapati, Hühner- und Rindfleisch und zum Nachtisch wurde Obst gereicht. Die Braut durfte übrigens nicht mit den anderen essen, denn noch war ja nicht klar, ob man sich einigen könne.
Als alle satt waren gab es eine Vorstellungsrunde - auch Jacki und ich mussten einige Worte sagen natürlich auf Suaheli, aber selbst das hat nicht jeder verstanden, da auf den rural homes oft nur die Stammessprache (hier kikuyu) gesprochen wird.
Nach den Vorstellungen, kam endlich Mary - die Braut -, denn es war Zeit für das traditionelle Sodatrinken. In diesem Fall muss erst der Bräutigam seiner Frau Soda (Cola/Fanta oder Sprite) zu trinken geben und dann umgekehrt. Wenn beide getrunken haben, müssen sie noch die Schwiegereltern mit Soda "füttern". So lustig es klingt, es ist ein traditioneller Brauch, der dafür steht, dass man sich gegenseitig versorgen wird.
Im Anschluss an das Sodaritual zogen sich die Ältesten und Mittelmänner für die Verhandlung zurück, die über eine Stunde dauerte. Singend kamen die Verhandler raus und zeigten damit, dass man sich geeinigt hatte - alle freuten sich, gratulierten dem Paar und sangen  :-)!
Da es dann schon 19:30 war und viele einen langen Heimweg hatten - nach Nairobi oder darüber hinaus - fuhren nach und nach alle zurück. Auch die Braut! Zitat von Susan: "of course she will go with us, after the dowry she belongs to our family". Klingt in deutschen Ohren hart, ist aber hier ganz normal und: Das Paar war schon seit über 5 Jahren glücklich zusammen, gezwungen wurde hier also niemand!

Rieseneinkauf

Die Sodatradition


Marys rural home

Sonntag, 28. April 2013

Tschüß Laptop - Hallo Handy

Liebe Blog- und Rundbriefleser
Seit Mittwoch bin ich leider laptoplos, was meine Kommunikation mit euch etwas erschwert..
Der "Tod" des Laptops war ein ärgerlicher Unfall. Da wir letzte Woche das Ferienprogramm in Rongai gemanaget haben und oft dort übernachten, nahm ich meinen Laptop mit, weil sich die Kinder immer unglaublich über Filme freuen. Ironischerweise wäre es das letzte Mal gewesen, dass ich ihn mitgeschleppt hätte, da sich eine der Hausmütter jetzt einen Fernseher plus Dvd-Player zugelegt hat..:-)
Ende der Geschichte war, dass eins meiner Kleinsten auf meinem Schoß saß und sich so sehr auf den Film gefreut hat, dass sie aufgesprungen ist und den Laptop mit runtergerissen hat. Ihre Schuld ist es ganz sicher nicht, ich hätte besser aufpassen müssen!

Ich glaube, es fällt mir hier in Kenia fiel leichter, die Tatsache zu akzeptieren. Natürlich hoffe ich, die Daten retten zu können, aber auch ohne Laptop geht es mir hier nicht schlechter!
Vielleicht weil ich durch mein Handy immernoch das wichtigste sehen kann.
Vielleicht weil ich auf dem Rückweg von Rongai an Kibera - dem größten Slum - vorbeigefahren bin und mir dachte, dass ich einfach Luxussorgen habe.
Vielleicht weil ein Arbeitskollege das Ganze mitbekam und nur meinte: "Don't be sad, its just a Laptop. Give God a smile otherwise you will stuck in your thoughts" und er Recht hat.

Oder vielleicht weil es keine andere Möglichkeit gab. Als ich abends in Rongai auf dem Sofa lag und zwei Mädchen auf meinem Bauch fast einschliefen oder als ich es war, die schon fast schlief und eine der Älteren - in deren Zimmer ich schlief - dachte ich schliefe schon und mich nochmal richtig zudeckte, bevor sie das Licht ausmachte ... da wurde mir einfach klar, dass das meine Mädchen sind und ich ihnen nie etwas übel nehmen könnte und meinen Laptop noch 100 Mal mitgeschleppt hätte, wenn sie mich gefragt hatten.

Letztendlich bin ich Laptoplos, kann aber über mein Handy - etwas schwerer aber immerhin - bloggen. Deswegen würde ich euch bitten, öfter hierreinzuschauen, als auf neue Rundbriefe zu warten und das auch weiterzuerzählen!
Vielen Dank im Vorraus :-)
Eure Jane

Freitag, 12. April 2013

Neue Homecups, neue Erfahrungen, neue Herausforderungen


In meinem letzten Rundbrief habe ich schon davon berichtet, wie wir mit unserer Social workerin auf den Straßen nach Mädchen gesucht haben. Bis heute haben mich diese Tage sehr bewegt..
Ich fahre täglich an einem riesigen Slum entlang, war selbst schon in Kibera, wie ihr vielleicht damals gelesen habt, und fand es unvorstellbar, unter was für Bedingungen manche Menschen hier leben. Viele der Kinder, die wir jetzt aufgenommen haben, kommen aber aus ganz anderen Verhältnissen. Wir haben nicht in den Slums nach Mädchen gesucht, wir sind an Rändern von Müllhalden vorbeigegangen, an kleinen Grasflächen hinter öffentlichen Toiletten oder neben schmutzigen Flüssen – Flächen, wo die Menschen, die keinen Platz haben, Platz finden.
Es war schwer für mich, die kleinen Menschengruppen zu sehen, die meisten mit einer Klebeflasche in der Hand auf durchweichten Kartons (Regenzeit ohne Haus..!) oder Säcken saßen. Ich traf mehrere Mädchen, die nicht einmal so alt waren wie ich und trotzdem schon selbst Kinder an der Hand hatten. An einer dieser Stellen trafen wir auch die Mutter von einem unserer Mädchen, das jetzt in Rongai lebt. In dem Moment wurde mir bewusst, was für eine Veränderung es doch für die Mädchen ist, die früher an solchen Plätzen im Regen geschlafen haben und jetzt eigene Betten haben und zur Schule gehen. Eine Veränderung, die es auch dieses Jahr wieder für zehn Mädchen geben wird.
Mittlerweile haben wir sieben neue Mädchen im PLCC – neue Homecups.
Eigentlich hätten wir schon Acht gehabt.. Aber das Mädchen, das wir als erstes gefunden haben, ist uns leider wieder abhandengekommen…Da das Mädchen selbst kein Haus hat und mit ihrem Vater auf einer der oben beschriebenen Stellen lebt, wurde der Vater dringend darum gebeten, sein Kind im Pangani House schlafen zu lassen. Der Vater, der die Kleine wirklich liebte und sie jeden Tag nicht nur morgens zum PLCC brachte sondern auch nachmittags wieder abholte (in dem Alter lassen die meisten Eltern ihre Kinder einfach selber laufen), hatte Angst, dass er sie an das PLCC verlieren würde… Alle Gespräche darüber, dass wir keine Adoptionen machen und einen engen Elternkontakt fördern wollen, halfen nichts, denn wir haben das Mädchen seit über einer Woche nicht mehr gesehen oder erreichen können.
Solche Momente machen mich traurig, weil ich das Mädchen ins Herz geschlossen habe und weiß, dass sie sich sehr auf die Schule gefreut hat. Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist, aber ich bete, dass es ihr gut geht und es nachts nicht zu kalt ist.

Trotzdem gibt es natürlich auch schöne Neuigkeiten und zwar sieben Stück! Drei Mädchen fehlen noch, bis wir die jährlichen 10 Homecups zusammen haben, aber schon jetzt ist wieder ganz schön viel Leben im PLCC.  Den Medical Check Up und das Abrasieren der Haare haben sie schon hinter sich und vorgestern gab es neue Klamotten für alle
Und man kann beobachten, wie sie Tag für Tag etwas offener und sicherer werden. Am Anfang standen die Meisten nämlich noch sehr verloren in einer Ecke und flüsterten entweder höchstens schüchtern ihren Namen oder warfen uns ein „Usiniguse!“ (Fass mich nicht an!) entgegen.

Mittlerweile verstehe ich die Aussage meiner Arbeitskollegin „Streetchildren are rough“, aber was soll man von einem Kind erwarten, das in einem Haus abgestellt wird, ohne seine Eltern, dafür mit zwei „komischen Weißen“. :-)
Natürlich ist jedes Kind unglaublich individuell, aber gerade zwischen den Straßenmädchen und denen, die im Slum wohnen, kann man momentan starke Unterschiede ausmachen, was Höflichkeit und allgemeines Verhalten angeht. Und generell gibt es kleine Dinge, die einen plötzlich auffallen. Zum Beispiel, dass die Meisten am Anfang alle halbe Stunde auf Klo gegangen sind – einfach weil sie es plötzlich können, ohne dafür zu bezahlen.

Wie gesagt: Jeder Tag ist anders, jeder Tag bringt Veränderungen. Gestern hat sich die erste getraut, meine Haare zu flechten und heute hat eine der Kleinen zum ersten Mal meine Hand genommen. Und wenn wir ihnen Bälle oder Stifte geben, wirkt plötzlich keines der Mädchen mehr schüchtern!
Ich bin wirklich sehr gespannt auf Alles, was jetzt kommt. Darauf wie die nächste Zeit mit ihnen wird und wie die drei, auf die wir noch warten, sich in die Gruppe einfinden. 

Ostertage in Kenia


Als sich die Hausmütter aus Ongata Rongai beim letzten Teammeeting erkundigten, ob sie etwas mehr Geld haben könnten, um Ostern etwas Anderes als die täglichen Gerichte kochen zu können, wurde uns klar, dass es an den Feiertagen fast gar nichts Besonderes geplant war.
Zu Weihnachten gibt es jedes Jahr eine große Weihnachtsfeier mit Buffet, Kuchen und Spielen, aber Ostern wurde irgendwie übersehen. Das hängt wohl damit zusammen, dass Ostern in Kenia generell nicht so groß gefeiert wird.  Zwar sind Good Friday und Eastermonday auch hier Feiertag und natürlich gibt es am Ostersonntag einen Gottesdienst, aber eben auch nur einen – wie an jedem anderen Sonntag.
Doch da wir eine kirchliche Organisation sind, ist es schon ein bisschen schade, dass die Bedeutung von Ostern gar nicht so hervorgehoben wird. Jacki und ich entschlossen uns deswegen, unsere Ostertage mit den Kindern zu verbringen!

Das begann mit einem Eiermarathon! Während Jacki und ihre Besucher (über Ostern waren Jackis Schwester, ihre beste Freundin und deren Vater bei uns zu Gast) auf Safari waren, kochte und färbte ich über 60 Eier. Ich glaube, ich habe die gesamten Dukas (sehr kleine privat geführte Läden) in unserer Straße ausgekauft und bekam jedes Mal einen etwas irritierten Blick, wenn ich „alle Eier, die Sie haben“ verlangte. Jacki backte abends noch zwei Kuchen und die Besucher hatten noch kleine Schokoeier aus Deutschland dabei, so dass wir uns Sonntagmorgen vollgepackt auf den Weg machten – zum Glück mit Marys Auto. Denn Ostern ohne Gottesdienst zu starten, war für Jacki und mich undenkbar und so schleppten wir alle in die Kirche. Da fanden wir heraus, dass auch der amerikanische Pastor Mike mit seiner Frau, die ehrenamtlich im PLCC mithilft, später mit Saft und Muffins nach Rongai rausfahren würden, was uns gerade für unsere Mädchen sehr freute.

Und genau die freuten sich mindestens genauso, als sie uns schließlich kommen sahen und brachen in ein unglaubliches Wilkommensgeschrei aus. Nach einem wirklich leckerem Ostermittag – Pilau sogar mit Fleisch – und einigen Tänzen und Liedern der Mädchen für die Gäste, ging es dann ans Verstecken, denn Ostereier muss man sich nun mal verdienen!

Ostermittag Pilau


Eierverstecken im Green House

"Gefunden" :-)




Die Mädchen suchten häuserweise, sodass immer nur 12 auf einmal auf der Suche waren, während die anderen draußen warteten und für die glücklichen Finder applaudierten  Zu finden gab es für Jede ein echtes und ein kleines Schokoei und es war unglaublich schön mitanzusehen, wie sehr sich die Kinder freuten! Noch heute - 2 Wochen später - reden sie von dem Eiersuchen und den bunten Eiern - es war einfwirklich toller Tag, auch für uns!





Große Suche im Orange House

Die Schlage für ein kleines Kuchenstück (alle Bilder von Jacki, dankeschön :-))


Ostermontag fuhren wir dann ins Pangani House, denn da leben momentan sieben ältere Mädchen, die über Rongai leider vergessen werden. Doch nicht bei uns J
Mit Schokoeiern, Muffins und Pudding in den Armen wurden wir sehr lieb begrüßt und die Mädchen waren ganz begeistert dabei, den Pudding selber zu machen und anschließend mit uns zu essen.

Für manche mag es komisch klingen, dass wir an den Wochenenden und Feiertagen trotzdem oft bei den Kindern sind, aber wenn sie einem jedes Mal strahlend den ganzen Weg entgegenlaufe, uns umarmen und sich streiten, wer unsere Hand nehmen darf, wissen wir immer: So und nicht anders, es sind halt unsere Kinder.


Dienstag, 19. März 2013

Ein ganz kurzer Eintrag..

…für alle, die sich im Moment wundern, dass sie nichts Neues von mir hören. Ganz besonders für meine liebe Oma. :-)
Ich bin am Montag nach einer chaotischen, aufregenden und einfach tollen Woche in Tansania wieder in Nairobi angekommen. Hier gab es zum Glück fast gar keine Unruhen und auch jetzt ist es ziemlich ruhig. Raila ist mittlerweile vor Gericht gegangen, um das Wahlergebnis anzuklagen, den Gerichtsbeschluss gibt es aber erst in zwei Wochen. Von daher heißt es: Augen offenhalten und warten.
Eigentlich nehme ich mir seit Tagen vor, einen neuen Rundbrief zu schreiben – deswegen wollte ich auch nichts im Blog vorausnehmen – aber ich komme einfach nicht dazu, ihn fertig zu stellen.
Kässpätzle und grüner Salat, nomnom!
Zwar haben wir immer noch kaum Arbeit, weil die Kinder erst (wahrscheinlich) Donnerstag oder Freitag aufgenommen werden und trotzdem ist immer etwas los. Im Moment haben wir Besuch von Gesche – auch einer ehemaligen PLCC-Volontärin – und ihrer Freundin. Und auch am Wochenende haben wir uns mit vielen Freunden getroffen und sogar mit einer Arbeitskollegin Kässpätzle mit grünen Salat (!) gekocht, sodass wir kaum Zeit für uns gefunden haben.
Deswegen wollte ich mich nur mal melden, damit alle wissen, dass ich heil und gesund zurück in Nairobi bin und einfach nur nicht die Zeit finde, euch von Tansania und der jetzigen Lage hier zu berichten. Ich versuch aber, den Rundbrief bald fertig zu bekommen :-)

Freitag, 1. März 2013

Wahlen 2013


Am kommenden Montag finden in Kenia Präsidentschaftswahlen ab, weswegen ich morgen früh das Land für eine Woche verlasse und nach Tansania reise.
Bei der letzten Wahl 2007 kam es nach einem fast offensichtlichen Wahlbetrug zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen. Dazu muss man wissen und bedenken, dass sich ein Kenianer nicht nur als „Kenianer“ fühlt, sondern sich dazu sehr stark über seine Stamm/Tribe identifiziert. Bei der Wahl geht es also oft nicht unbedingt um die politischen Versprechen des Kandidaten sondern darum, seinen Tribe zu unterstützen und zu wählen.
2007 führte in den Prognosen und auch während der Wahl lange der Luo Kandidat Raila, doch nach einem Stromausfall in der Zählungsphase wurde der bisherige Kikuyu Präsident Kibaki zum Sieger erklärt und sehr schnell vereidigt, obwohl das Wahlergebnis von etlichen internationalen Beobachtern angezweifelt worden ist.
Das war der Auslöser eines über 2 Monate andauernden Kampfes zwischen Luo und Kikuyu. Hierbei starben über 1.300 Menschen und etliche mussten fliehen. Das Schlimme war allerdings, dass es Menschen gab, die die Stammesmitglieder dafür bezahlten zu kämpfen. Man bekam also ca. 1€, um jemand anderen zu töten…. Am Schlimmsten traf es die Bewohner der großen Slumgebiete, die eng an eng mit Nachbarn wohnen, die plötzlich zu Feinden werden.
Nach der Wahl wurden einige Politiker beim internationalen Gerichtshof angeklagt, weil sie genau das gemacht haben: Unruhen gefördert und Morde geplant, es wurde geplündert, sogar eine Kirche mit Menschen drinnen angezündet und wahnsinnig viele Menschen wurden durch Brandstiftung von ihren Häusern vertrieben.
Nach Den Haag müssen deswegen u.a. Ruto, der damals die Unruhen gegenüber den Kikuyu – also von der Seite der Luo – geplant haben soll und Uhuru Kenyatta (Sohn des 1. Präsidenten von Kenias), der auf der anderen Seite stand und die „Rache“ der Kikuyus mitorganisiert haben soll.
Ironischerweise sind die beiden Topfavoriten der Wahl 2013. Hier muss sich am Montag nämlich die Wahl zwischen Raila Odinga, der sich erneut hat aufstellen lassen, und seinem Stellvetreter Kalonzo und – diesmal im Team – Uhuru Kenyatta mitsamt Stellvertreter Ruto entscheiden.
Was passieren wird, weiß niemand. Zum einen versprechen eine neue Verfassung sowie sehr viel Vorbereitung auf sicherheitstechnischer Ebene eine friedlichere Wahl. Zum anderen sind schon Mordbriefe an den obersten Richter und die Botschafter geschickt worden, dass sie, wenn sie Uhuru von der Wahl ausschließen oder sich einmischen, ihr eigenes Grab kaufen können.  
Allerdings denken die meisten, dass weder Uhuru noch Raila bei der Wahl über 50% bekommen (es gibt noch eine Menge anderer Kandidaten), sodass es eine 2. Runde nur zwischen den Beiden geben wird. Daher sagen viele, dass wenn es zu Unruhen kommen wird, dann beim 2. Durchlauf.
Fakt ist, dass die Menschen Angst haben. Aber vielleicht hilft ihnen auch diese Angst aus 2007 zu lernen. ..
Ich jedenfalls werde für Kenia beten, weil ich viele Freunde und vor allem meine Kinder hier zurücklasse, wenn ich meine Woche Zwangsurlaub antrete, der sich je nach Zustand in Kenia verlängern kann. 


Wer sich für das Thema Wahlen in Kenia interessiert, sollte sich übrigens den Film "Something necessary" angucken!
http://www.amnesty.de/2013/2/21/jetzt-im-kino-something-necessary

Sonntag, 10. Februar 2013

Eine Zugfahrt, die ist lustig..

Eine Zugfahrt, die ist schön, denn da kann man was erleben...und in Kenia noch viel mehr als in Deutschland!

Das mussten auch Janneke, Jacki und ich feststellen, als wir unser Zugticket von Nairobi nach Mombasa kauften. Schon der Bahnhof und der dazugehörig Ticketstand versetzten uns in eine andere Zeit: Es sah wirklich noch original so aus, wie man sich Häuser in der Kolonialzeit vorstellt. Wir buchten ein Abteil in der 2. Klasse samt Bett und Essen und freuten uns auf die Fahrt, die am Montag, den 04.02., von 19:00 bis 10:00 dauern sollte.

Da jedoch nicht nur der Bahnhof sehr sehr alt aussieht, sondern auch an dem Zug wohl seit ca. 100 Jahren nichts verändert wurde, klappte das alles nicht so ganz. Am Tag davor erhielten wir die Nachricht, dass wir nicht wie geplant um 19:00 sondern um 23:00 losfahren würden. Wir sollten aber trotzdem schon um 21:00 am Bahnhof sein und da standen wir dann und...warteten. Ich weiß bis heute nicht, warum wir die zwei Stunden vorher da sein sollten, zwar lernten wir eine große deutsche Reisegruppe kennen, die echt nett war, aber unsere Müdigkeit machte das Warten nicht leichter. Wir wurden irgendwann so paranoid, dass wir jedes Autolicht aus der Ferne für unseren Zug hielten, der sich dann letztlich aber erst um 22:55 erbarmte einzufahren.
Die erste Hürde wäre also geschafft, die nächste kam so gleich. Man musste nämlich irgendwie samt Gepäck die Leiter hochklettern, die zur Tür führte - Treppen sind schon eine nette und anscheinend eher neue Erfindung. Oben angekommen mussten sehr dicke Menschen oder die, die an Klaustrophobie leiden, wohl einen grausamen Tod sterben, denn die Gänge konnten selbst wir eigentlich nur seitwärts bewältigen. Ich fand es immer toller und fühlte mich wie ein Mix aus Harry Potter und Karen Blixen, die bestimmt auch mit genau so einem Zug gefahren ist.

Wir schliefen zu dritt in einer Viererkabine mit vier "Sitzbetten" und einem kleinen Waschbecken und nachdem wir schnell alle Sachen unter die Betten geschoben und alles Wichtige in eine kleine Tasche gepackt haben (die Kabinen kann man nur von innen abschließen), leutete es zum Dinner.

Ab ging es in den Speisewagen, wo wir ein super leckeres Dreigängemenü serviert bekamen, was gar nicht so einfach zu essen war. Der Zug bewegt sich zwar mit ca. 5 km/h, ruckelt dafür aber so, dass man kaum gerade sitzen konnte - eben eine echte Uralt-stromlos-Lok, die schön pfeifen kann! konnte ich bei dem Ruckeln dafür umso besser, das war echt richtig gemütlich. Ich lag oben auf meiner Schlafbank und fühlte mich, wie auf einem Schiff im Sturm.
Um 7:30 wurde das jedoch durch die bekannte Glocke unterbrochen: Frühstückszeit! Seehr britisch lachten mich Bohnen, Würstchen, Ei und Toast an. Und ein Kaffee, der aber dank altbekanntem Ruckeln eher auf der Untertasse landete als in meinem Mund. Beim Frühstück unterhielten wir uns dann noch darüber, dass es ja erstaunlich gut klappt mit der Fahrt - hätten wir mal nicht machen sollen :-)!


Zum einen konnte man zwar jetzt am Tag echt schön aus dem Fenster gucken und die Landschaft genießen, zum anderen wurde es aber zunehmend wärmer..nein nicht wärmer, einfach nur heiß und stickig! Wir lagen irgendwann nur auf unseren Betten und hatten nicht einmal Lust, uns zu bewegen. Als hätte der Zug es gespürt, hielt er dann ca. gegen 12:00 an. Wir dachten es wärer einer der dauernden Ministops und warteten ab, als wir plötzlich die Situation mitbekamen: Der Zug würde hier jetzt 2 Stunden stehen bleiben müssen (Grund: No power), danach würden wir noch einmal 3 Stunden fahren und das obwohl wir nur 50 km von Mombasa entfernt waren. Würden wir uns aber dazu entschließen, den Zug jetzt zu verlassen, bekämen wir ganze 150 KES (nicht einmal 1,50€) von unserem Fahrtgeld wieder - Atemberaubendes Angebot..nicht.

Nachdem wir ca. eine halbe Stunde das Umland erkundet hatten und in der Sonne starben, verkrochen wir uns wieder in unseren Betten und versuchten zu schlafen ohne uns viel zu bewegen, weil man da immer merkte, wie verschwitzt und eklig man ist. Tatsächlich ging es dann nach 2 1/2 Stunden auch weiter und wir bekamen als Entschädigung sogar noch ein kostenloses Mittagessen. Wobei ich mich eher über das eiskalte Wasser freute :-)

Gegen 18:00 erreichten wir nach 21 Stunden Fahrt mit 8 Stunden Verspätung Mombasa, winkend standen wir und unsere Nachbargruppen alle klischeemäßig am Fenster und staunten über Wellblechhütten und Hochhäuser vor dem Wasser des indischen Ozeans.

Am Bahnhof angekommen, suchten wir uns schnell ein Taxi und es kam uns vor wie im Himmel, als unser Hotel nicht nur kalte Duschen sondern auch einen Pool hatte.

 Fazit: Zugfahren in Kenia ist Abenteuer, sollte jeder mal gemacht haben, aber irgendwann ist auch gut! 




Ein bisschen Lamu:

Lamu-Town 

Autos passen durch die kleinen Gassen nicht :)
wunderschöne Strände..


und der indische Ozean