Sonntag, 10. Februar 2013

Eine Zugfahrt, die ist lustig..

Eine Zugfahrt, die ist schön, denn da kann man was erleben...und in Kenia noch viel mehr als in Deutschland!

Das mussten auch Janneke, Jacki und ich feststellen, als wir unser Zugticket von Nairobi nach Mombasa kauften. Schon der Bahnhof und der dazugehörig Ticketstand versetzten uns in eine andere Zeit: Es sah wirklich noch original so aus, wie man sich Häuser in der Kolonialzeit vorstellt. Wir buchten ein Abteil in der 2. Klasse samt Bett und Essen und freuten uns auf die Fahrt, die am Montag, den 04.02., von 19:00 bis 10:00 dauern sollte.

Da jedoch nicht nur der Bahnhof sehr sehr alt aussieht, sondern auch an dem Zug wohl seit ca. 100 Jahren nichts verändert wurde, klappte das alles nicht so ganz. Am Tag davor erhielten wir die Nachricht, dass wir nicht wie geplant um 19:00 sondern um 23:00 losfahren würden. Wir sollten aber trotzdem schon um 21:00 am Bahnhof sein und da standen wir dann und...warteten. Ich weiß bis heute nicht, warum wir die zwei Stunden vorher da sein sollten, zwar lernten wir eine große deutsche Reisegruppe kennen, die echt nett war, aber unsere Müdigkeit machte das Warten nicht leichter. Wir wurden irgendwann so paranoid, dass wir jedes Autolicht aus der Ferne für unseren Zug hielten, der sich dann letztlich aber erst um 22:55 erbarmte einzufahren.
Die erste Hürde wäre also geschafft, die nächste kam so gleich. Man musste nämlich irgendwie samt Gepäck die Leiter hochklettern, die zur Tür führte - Treppen sind schon eine nette und anscheinend eher neue Erfindung. Oben angekommen mussten sehr dicke Menschen oder die, die an Klaustrophobie leiden, wohl einen grausamen Tod sterben, denn die Gänge konnten selbst wir eigentlich nur seitwärts bewältigen. Ich fand es immer toller und fühlte mich wie ein Mix aus Harry Potter und Karen Blixen, die bestimmt auch mit genau so einem Zug gefahren ist.

Wir schliefen zu dritt in einer Viererkabine mit vier "Sitzbetten" und einem kleinen Waschbecken und nachdem wir schnell alle Sachen unter die Betten geschoben und alles Wichtige in eine kleine Tasche gepackt haben (die Kabinen kann man nur von innen abschließen), leutete es zum Dinner.

Ab ging es in den Speisewagen, wo wir ein super leckeres Dreigängemenü serviert bekamen, was gar nicht so einfach zu essen war. Der Zug bewegt sich zwar mit ca. 5 km/h, ruckelt dafür aber so, dass man kaum gerade sitzen konnte - eben eine echte Uralt-stromlos-Lok, die schön pfeifen kann! konnte ich bei dem Ruckeln dafür umso besser, das war echt richtig gemütlich. Ich lag oben auf meiner Schlafbank und fühlte mich, wie auf einem Schiff im Sturm.
Um 7:30 wurde das jedoch durch die bekannte Glocke unterbrochen: Frühstückszeit! Seehr britisch lachten mich Bohnen, Würstchen, Ei und Toast an. Und ein Kaffee, der aber dank altbekanntem Ruckeln eher auf der Untertasse landete als in meinem Mund. Beim Frühstück unterhielten wir uns dann noch darüber, dass es ja erstaunlich gut klappt mit der Fahrt - hätten wir mal nicht machen sollen :-)!


Zum einen konnte man zwar jetzt am Tag echt schön aus dem Fenster gucken und die Landschaft genießen, zum anderen wurde es aber zunehmend wärmer..nein nicht wärmer, einfach nur heiß und stickig! Wir lagen irgendwann nur auf unseren Betten und hatten nicht einmal Lust, uns zu bewegen. Als hätte der Zug es gespürt, hielt er dann ca. gegen 12:00 an. Wir dachten es wärer einer der dauernden Ministops und warteten ab, als wir plötzlich die Situation mitbekamen: Der Zug würde hier jetzt 2 Stunden stehen bleiben müssen (Grund: No power), danach würden wir noch einmal 3 Stunden fahren und das obwohl wir nur 50 km von Mombasa entfernt waren. Würden wir uns aber dazu entschließen, den Zug jetzt zu verlassen, bekämen wir ganze 150 KES (nicht einmal 1,50€) von unserem Fahrtgeld wieder - Atemberaubendes Angebot..nicht.

Nachdem wir ca. eine halbe Stunde das Umland erkundet hatten und in der Sonne starben, verkrochen wir uns wieder in unseren Betten und versuchten zu schlafen ohne uns viel zu bewegen, weil man da immer merkte, wie verschwitzt und eklig man ist. Tatsächlich ging es dann nach 2 1/2 Stunden auch weiter und wir bekamen als Entschädigung sogar noch ein kostenloses Mittagessen. Wobei ich mich eher über das eiskalte Wasser freute :-)

Gegen 18:00 erreichten wir nach 21 Stunden Fahrt mit 8 Stunden Verspätung Mombasa, winkend standen wir und unsere Nachbargruppen alle klischeemäßig am Fenster und staunten über Wellblechhütten und Hochhäuser vor dem Wasser des indischen Ozeans.

Am Bahnhof angekommen, suchten wir uns schnell ein Taxi und es kam uns vor wie im Himmel, als unser Hotel nicht nur kalte Duschen sondern auch einen Pool hatte.

 Fazit: Zugfahren in Kenia ist Abenteuer, sollte jeder mal gemacht haben, aber irgendwann ist auch gut! 




Ein bisschen Lamu:

Lamu-Town 

Autos passen durch die kleinen Gassen nicht :)
wunderschöne Strände..


und der indische Ozean