Donnerstag, 16. Mai 2013

Gettin' older!

Mein 20. Geburtstag war ein wunderschöner Tag. Angefangen durch Jacki und Susan, die frühmorgens eine Stunde das ganze Haus dekoriert haben (fettes Danke an dieser Stelle an euch und auch an meine liebste Mama für den ganzen Kram :-)). Nach einem superleckeren Frühstück und Geschenkeauspacken wurde ich dann ganz kenianisch "ins neue Lebensjahr gewaschen". Auf deutsch: Man kippte kaltes Wasser auf mich..


Mit Soda und Kuchen im Gepäck ging es anschließend zur Arbeit, wo sich nicht nur die Kinder tierisch freuten ("Was? Eine ganze Soda für mich?") sondern auch meine Kollegen fröhlich in einen Geburtstagsgesang einstimmten. Es war wirklich total schön, inmitten von all den lieben Menschen gefeiert zu werden.

Nachmittags kam dann zur Freude der Kinder noch eine Wasserschlacht. Umzingelt von neun Kindern - mit Eimern, Flaschen und Bechern bewaffnet - hörte ich nur "1 - 2 - 3!!!" und war dann innerhalb von zwei Sekunden bis auf die Unterwäsche durchnässt. Zum Glück wurde ich vorher vorgewarnt und hatte Wechselsachen dabei :-)


Abends wollten eigentlich fünf Freundinnen kommen, von denen aber drei - typisch Kenia! - noch sehur kurzfristig abgesagt haben. Trotzdem wurde es auch mit den übrigen zwei noch richtig nett, wir haben Pizza und Kuchen gegessen, gesungen und mich zum Abschluss natürlich noch einmal gewaschen ...



Kurz gesagt: Es war ein gelungener Tag und ich habe mich sehr gefreut, wieviele Leute an mich gedacht haben. Übrigens nicht nur in Kenia: Vielen vielen Dank für all die lieben Pakete, E-Mails, Facebooknachrichten und ausgerichtete Grüße!

Mittwoch, 8. Mai 2013

Neues aus der Arbeit!

Denn da hat sich in den letzten Wochen einiges verändert. Die letzten 3 Wochen gab es ein großes Ferienprogramm in Ongata Rongai und Pangani. Das hieß, dass Jacki und ich die erste Woche in Rongai waren (und da durch die langen Fahrtwege meistens übernachtet also gewohnt haben), um morgens Unterrichtsstunden und nachmittags Aktivitäten wie Perlenarmbänder, Sport, Malen oder Games zu machen. Währenddessen manageten unsere Kollegen dasselbe Programm im Pangani House.
In der folgenden Woche wiederholte sich das Ganze jetzt aber für uns in Pangani , wo diesmal nicht nur die Homecups zu bespaßen waren. Denn während der Ferien sollen alle PLCC-Mädchen, die in den Primaryschools sind und nicht in Ongata Rongai wohnen, nach Pangani kommen. Es waren also - wie man sich vielleicht denken kann - laute, bunte und unplanbare Wochen, aber es hat Spaß gemacht!

Seit Anfang dieser Woche sind die Schulen wieder geöffnet und wir haben wieder "nur" die mittlerweile neun Homecups um uns herum. Genau wie im letzten Jahr gehen die Homecups in die "Informal Class", das heißt, sie werden von uns in Fächern wie Mathe, Englisch, Kiswahili, Social Studies, Science und Religion unterrichtet. Letztes Jahr haben wir die Mädchen in kleine Miniklassen eingeteilt, so dass jeder Lehrer nur zwei bis maximal drei Mädchen hatte. Dieses Jahr ist aber alles ein bisschen anders:

Zum einen können wir die Mädchen kaum in Klassen unterteilen, da sie zwar alle sehr unterschiedlich alt sind (von 4 bis 12 Jahre) und sogar acht von neun schreiben und rechnen, aber nur zwei der neun Mädchen lesen können. Von daher machen wir in den meisten Fächern mittlerweile Frontalunterricht mit eingebauten "Alphabet- und Lautelernen" und trennen die Mädchen nur in Englisch und Mathe, wo sie wirklich starke Unterschiede vorweisen.
Plötzlich Frontalunterricht
Der zweite Unterschied ist, dass wir nun nicht mehr vier Lehrer im Education Department sind. Linda wurde vor einigen Monaten schon kurzerhand zur Hausmutter im Pangani House umgeformt (was ihr aber ganz gut passt, da sie ihr Studium jetzt tagsüber statt abends hat) und unser Boss und Leiter des Education Departments Bosire hat ein dreimonatiges Praktikum in einer Secondary School (auch wegen seines Studiums). Bleiben also Jacki, ich und Esther, eine ehemalige Praktikantin, die für die kommenden Zeit neue PLCC-Mitarbeiterin und auch Lehrerin wie wir ist.

Das ist für uns natürlich eine komplett neue Situation, da Esther sich auch um Bosires ehemalige Aufgaben der Schulbesuche etc kümmert und so nicht immer im Pangani ist. Jacki und ich sind also in der jetzigen Unterichtsgestaltung ziemlich frei und auch ein bisschen auf uns alleine gestellt.Aber ich muss sagen, wir haben wirklich tolle Mädchen. Eine ist zum Beispiel schon 12 Jahre und war noch nie in der Schule, ist aber so wahnsinnig motiviert zu lernen, dass sie sich sogar in den Pausen irgendwo hinsetzt und weiter übt und schon jetzt schwere Matheaufgaben mit Multiplikation lösen kann. Kurz gesagt: Es macht uns sehr viel Spaß und zum Glück reichen mittlerweile auch unsere Kiswahilikenntnisse aus, um sich vor eine Klasse zu stellen :-) Und wenn wir wirklich einmal nicht weiter wissen, sitzen im Office auch immer noch Kollegen, die uns mit Rat und Tat zur Seite stehen.


Fleißige Schülerinnen!


Ansonsten bin ich Tag für Tag davon beeindruckt, wie sich die Mädchen entwickeln
Am Anfang hatten wir zum Beispiel ein Mädchen dabei, die sich nicht anfassen lassen wollte - nicht einmal die Hand zum Hallo sagen, wollte sie geben - und lernen erst Recht nicht. Auf jede Aussage antwortete sie mit "ah mi sitaki" (ich will nicht!) und wir wussten nicht wirklich, was zu tun ist. Wir haben sie meistens einfach "mitlaufen" lassen, was oft auch bedeutete, dass sie aus dem Klassenraum rausgelaufen ist, anstatt zu lernen  Aber schon jetzt nach nur drei Wochen kommt sie genau wie die anderen angerannt und springt uns zur Begrüßung in die Arme oder nimmt unsere Hand. Sie hat sich total verändert, auch im Unterricht gibt sie sich mittlerweile wirklich Mühe und kann sich schon viel länger konzentrieren - auch wenn sie es allein schon vom Alter sehr schwer hat, die Sachen zu verstehen.
Aber wir versuchen ihr entgegen zu kommen, im Moment muss sie deswegen auch nicht auf Druck Schreiben lernen, sondern darf erst einmal versuchen, die Buchstaben auszumalen oder mit Bohnen nachzuformen, um ein Gefühl für die Formen zu bekommen.

Meine neuen Mäuse
Wie ihr vielleicht seht: Im Moment ist es wirklich spannend und ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit und darauf, die neuen Mädchen besser kennenzulernen. Zur Zeit fehlt uns noch eine, bis wir die 10 Homecups zusammen haben. Wenn alle da sind, werde ich auch mal ein Foto der neuen Pangani Informal Class posten, um sie euch vorzustellen.


 Und für alle, die nicht so gerne Geschichten aus der Arbeit sondern lieber aus Nairobi lesen, hier eine Alltagsgeschichte:
Jeden Morgen fahren Jacki und ich im Matatu zur Arbeit (klappriger 14-Sitzer, der oft Löcher im Boden, kaputte Türen oder einen Motor hat, dessen Geräusche man eher nicht so hören möchte).
Letzte Woche fragte mich der Conducter, ob er mich nicht heiraten könne. Da mir die Frage mehrmals täglich gestellt wird, lächelte ich ihn nur an und sagte, dass das ja sehr nett sei, aber ich einen Freund in Deutschland habe.
Das fand er aber gar nicht so schlimm, denn er entdeckte Jacki, die eine Reihe vor mir saß. "Und sie? Hat sie einen Freund?", fragte er mich. Ich antwortete, dass ich das nicht wisse, er solle sie selber fragen. Mittlerweile lachte nicht nur die Frau auf dem Stuhl neben mir, über die seltsame Unterhaltung des Conducters und "der Weißen" auf Suaheli.
Er dachte leider gar nicht daran Jacki zu fragen und fing stattdessen an, mit mir zu verhandeln. Wie viel ich denn für sie haben wolle..:-)
(Mittlerweile ist mir aufgefallen, dass ich sie mal verkaufen hätte sollen, schließlich hätte ich als "Familie" ja die Mitgift bekommen und nicht sie)
Sein Angebot waren 10 Schafe, eindeutig zu wenig befanden ich und Jacki und forderten 100 Kamele. Kopfschüttelnd gestand der Conducter, dass er soviel nicht habe, aber Jacki nunmal einen kenianischen Ehemann bräuchte.
Glücklicherweise war das das Stichwort für Jacki, die Situation zu retten! "Ich habe schon einen kenianischen Boyfriend", erklärte sie und brachte den Conducter zum Strahlen. Kurzerhand rannte er aus dem Matatu und brachte uns jeweils eine Banane.. :-) Wir bekamen also unser 2. Frühstück, während der halbe Bus lachte und uns der Conducter überschwänglich zum Abschied winkte.