Die letzten
neun Tage bin ich mit Jackis fetten Backpackerrucksack durch Kenia getourt. Da
ich mir das erste halbe Jahr fast gar keinen Urlaub genommen habe, waren noch
viele Tage übrig und es reizte mich, einfach einmal loszufahren.
Über das erste
Wochenende begleitete mich Jacki und so ging es am Samstag Morgen – sehr früh
morgens – auf nach Kisumu. Das Ganze fing schon ziemlich abenteuerlich an, da
ich unsere Tickets zuhause vergessen hatte. Also mit Dackelblick ab zum
Schalter und auf Suaheli um Hilfe bitten. Die bekamen wir mittels eines
abgerissenen Schmierzettels, wo unsere Daten drauf standen. Bei der ersten
Kontrolle kamen wir auch relativ gut durch mit unserem „Ticket“. Schwieriger
wurde es bei einem Zwischenstopp in Narok. Wieder wurden Tickets kontrolliert,
wieder hatten wir nur den „Wisch“ und schaute den Conducter lächelnd an. Ich
wusste nicht genau, wie ich sein Gesicht deuten sollte...ob er gleich anfängt
zu lachen oder zu schreien. Jedenfalls ging er erst einmal raus, sprach mit
Leuten und telefonierte – Jacki und ich bekamen schon etwas Panik. Mit einem
Grinsen kam er allerdings nach ca. 10 Minuten wieder, gab uns das hochgeliebte
Ticket zurück und verschwand, sodass wir weiter nach Kisumu fahren konnten.
Die Stadt am
Lake Victoria überraschte uns:
Große, weite,
saubere Straßen ohne Müll sondern sogar Menschen mit Besen (!), kein Gedränge, kaum
Geschrei, fast kein fliegenden Händler oder kleine Stände und kaum bettelne Menschen. Irgendwie fehlte das sonst so gewohnte
ostafrikanische Chaos.
Das fanden wir
dann am See aber sofort wieder. Wenn man sich vorstellt, an den zweitgrößten
Süßwassersee der Welt zu fahren, wird man an vieles denken,aber nicht an das
Bild, das einem in Kisumu begegnet. Man
kommt generell nur an einer Stelle wirklich direkt an den See, die mit kleinen
Hotelis (lokalen Restaurant) vollgebaut ist.
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Jacki am Viktoriasee |
Eng an eng reihen sich Tischreihen zwischen
denen
Verkäufer Plastikspielzeug oder Süßigkeiten umhertragen.
Von überall
rufen dir Leute zu, ob du nicht einen frischgebratenen Fisch auf den schmutzigen Tischen essen möchtest.
Der Fisch
schmeckt trotzdem sehr gut und während man sein Essen genießt, kann man noch ganz
romantisch auf den See schauen und Afrikaner beobachten, die ihre Autos und
Busse waschen.
Als kleines
Gegenbeispiel dazu ein Foto vom Lake Victoria, das ich in Mwanza (Tansania)
aufgenommen habe .Findet die Unterschiede :-)
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Viktoriasee auf der tansanischen Seite |
Am Sonntag
ging es weiter über den Equator nach Kakamega.
Hier kann man im
letzten Stück Regenwald, das Kenia erhalten geblieben ist, wandern. Mit unserem
– zur Abwechslung mal weiblichen - Guide ging es für einige Stunden ins dichte
Grün.
Das der 23.000
ha große Wald vor nicht einmal 25 Jahren noch 240.000 ha besaß, ist unglaublich
erschreckend... Trotzdem kam er uns immer noch riesig vor, wenn man auf den
kleinen Pfaden entlanggeht und über sich Baumriese von bis zu 70 Metern stehen,
sodass ich innerhalb kürzester Zeit keine Orientierung mehr hatte.
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Jacki hat Fotografiere einfach drauf! |
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Affen gesichtet? |
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Eine von mehreren Arte, die wir im Wald fanden |
Neben der
großen Artenviefalt an Pflanzen sahen wir vor allem Insekten (über 400 Arten
von Schmetterlingen!), Reptilien und Affen. Von den besonderen Vogelarten
bekamen wir nur ihr Singen, Zwitschern, Lachen und Schreien mit, weil sie weit
weit über uns in den Bäumen saßen.
Da wir als
echte Stadtkinder das Wandern und die unglaublich frische Luft gar nicht
gewöhnt waren, waren wir abends ziemlich müde und nachdem sich Jacki zurück auf
den Weg nach Nairobi machte, fiel ich ins Bett.
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Supper in Kisumu - lecker Fisch |
Am Montag
wollte ich nach Nakuru, das war aber gar nicht so einfach, denn von Kakamega
hatten alle Busgesellschaften, die Nakuru im Program hatten, dichtgemacht.
Also auf gut
Glück erst einmal mit dem kleinen Matatus zurück nach Kisumu, wo ich ein
weiteres Matatu nach Nakuru fand. Das in den kleinen 14-Sitzer
Bewegungsfreiheit und Belüftungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, wusste ich ja
bereits. Aber erst jetzt weiß ich, wie viel Spaß es macht, 5 Stunden in einem
heißen, engen Raum zu sitzen, wenn dein Nachbar ein Baby ist, dass eine
ziemlich volle Windel hat..
In Nakuru
gönnte ich mir einen freien Tag, an dem die nächste Wandertour anstand.
Mit einem
Motorrad fuhr ich auf den Berg hinter Nakuru, um die Aussicht zu genießen.
Als ich oben
auf dem 2.500 m hohen Vulkankrater stand, dachte ich plötzlich, es könnte nett
sein, hinuter zu klettern. . . liebe Kinder, macht so etwas niemals nach.
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Von oben sah es wirklich schön aus! |
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Gerade mal die Hälfte geschafft... |
Denn weitaus
weniger lustig kam es mir vor, in der unglaublichen Mittagshitze ohne Wasser
denselben Weg wieder hoch zu müssen. Da
es aber keine andere Möglichkeit gab, kam ich irgendwann tatsächlich halbwegs
lebend dafür mit einem fetten Sonnenbrand oben an.
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Irgendwo aus dem Bus..ein Markt einer Kleinstadt |
Abends ging es
mit den Nachtbus nach Mombasa, um für die letzten Tage meiner Reise noch einmal
ein bisschen an der Küste zu entspannen. Um 5:30 kamen wir in Mombasa an, wo
ich direkt in das nächste Matatu in Richtung Malindi stieg. Mein Ziel war das
Dorf Watamu, das einen wunderschönen Strand haben soll.
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...und die traditionellen Hütten der Dörfer |
In Watamu
selbst merkte ich schnell, wie sehr manche Orte vom Tourismus leben. Da jetzt in Kenia ein eher regnerischer Winter
vorherrscht, kommen kaum Besucher. Haupsaison an der Küste ist von August –
Januar. Die Bewohner Watamus erklärten mir, dass ab August die Hälfte aller
Einwohner aus Italien kommt, weswegen ich mich auch nicht wunderte, als
besonders schlaue Kinder mir „Ciao“ entgegen riefen.
Im Dorf war
jedenfalls die gesamte Hauptstraße ausgestorben, von 20 Geschäften hatten
vielleicht zwei auf und auch die Suche nach einem günstigen Guest House
gestaltete sich nicht einfach.
Letzlich hatte ich aber unglaublich Glück, da
ich mich auf der Suche nach Schatten in eine kleine Teehütte setzte und mich
mit der Mama dort unterhielt. Sie war begeistert von der „Weißen, die Suaheli
spricht, sich ordentlich kleidet und sogar einen kenianischen Namen hat“ (auf
Reisen gebe ich einfacher Weise meinen Spitznamen „Wangui“ oder kurz „Gui
(sprich: Ko-i)“ an) und erzählte mir von ihrer Freundin, die ein Haus
vermietet.
Als ich es mir
anguckte, wollte ich gleich schon wieder wegrennen: Ein riesiges Appartment mit
Balkon, Wohnzimmer, Küche, Bad und zwei Schlafzimmern überstug deutlich mein
Budget! Aber dann kam die Überraschung. Die Mama nannte mich nicht nur von
Anfang an „ihre Tochter“ sondern bot mir das Ganze auch für 1.300 /= also
gerade mal 11,50€ an. Damit starteten meine letzten drei Urlaubstage natürlich
sehr schön.
Watamu selbst
war für mich unglaublich entspannend. Es gab nichts, was ich machen musste.
Ich konnte zum
Strand gehen oder mich ins Haus von Mama Zuhura (meiner Vermieterin) und ihrer
Familie setzen, ich konnte umherspazieren oder mit anderen Menschen reden. Und
genau das machte ich am Meisten: Ich nahm mir einfach die Zeit, mich mal für eine
Stunde zu Menschen zu setzen und lernte dabei unglaublich viel.
Ich half, Sandalen
zu machen, Holz zu sägen oder sogar Chips aus Süßkartoffeln herzustellen, ich
bin Motorrad gefahren und abends saß ich oft noch lange mit der Familie von
Mama Zuhura zusammen.
Ich war fast
ein bisschen traurig, am Samstag wieder aufzubrechen.
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Strand von Watamu, noch menschenleer |
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Und ein bisschen Handarbeit! |
Aber wenn ich
heute den Wäscheberg sehe, den meine Hände gleich zu bewältigen haben, freue
ich mich, die Zeit nicht komplett bis Sonntag ausgenutzt zu haben! :-)