Sonntag, 9. Juni 2013

Nairobi – Kisumu – Kakamega – Nakuru – Mombasa - Watamu


Die letzten neun Tage bin ich mit Jackis fetten Backpackerrucksack durch Kenia getourt. Da ich mir das erste halbe Jahr fast gar keinen Urlaub genommen habe, waren noch viele Tage übrig und es reizte mich, einfach einmal loszufahren.
Über das erste Wochenende begleitete mich Jacki und so ging es am Samstag Morgen – sehr früh morgens – auf nach Kisumu. Das Ganze fing schon ziemlich abenteuerlich an, da ich unsere Tickets zuhause vergessen hatte. Also mit Dackelblick ab zum Schalter und auf Suaheli um Hilfe bitten. Die bekamen wir mittels eines abgerissenen Schmierzettels, wo unsere Daten drauf standen. Bei der ersten Kontrolle kamen wir auch relativ gut durch mit unserem „Ticket“. Schwieriger wurde es bei einem Zwischenstopp in Narok. Wieder wurden Tickets kontrolliert, wieder hatten wir nur den „Wisch“ und schaute den Conducter lächelnd an. Ich wusste nicht genau, wie ich sein Gesicht deuten sollte...ob er gleich anfängt zu lachen oder zu schreien. Jedenfalls ging er erst einmal raus, sprach mit Leuten und telefonierte – Jacki und ich bekamen schon etwas Panik. Mit einem Grinsen kam er allerdings nach ca. 10 Minuten wieder, gab uns das hochgeliebte Ticket zurück und verschwand, sodass wir weiter nach Kisumu fahren konnten.
Die Stadt am Lake Victoria überraschte uns:
Große, weite, saubere Straßen ohne Müll sondern sogar Menschen mit Besen (!), kein Gedränge, kaum Geschrei, fast kein fliegenden Händler oder kleine Stände und kaum bettelne Menschen. Irgendwie fehlte das sonst so gewohnte ostafrikanische Chaos.

Das fanden wir dann am See aber sofort wieder. Wenn man sich vorstellt, an den zweitgrößten Süßwassersee der Welt zu fahren, wird man an vieles denken,aber nicht an das Bild, das einem in Kisumu  begegnet. Man kommt generell nur an einer Stelle wirklich direkt an den See, die mit kleinen Hotelis (lokalen Restaurant) vollgebaut ist.  

Jacki am Viktoriasee
Eng an eng reihen sich Tischreihen zwischen
denen Verkäufer Plastikspielzeug oder Süßigkeiten umhertragen.

Von überall rufen dir Leute zu, ob du nicht einen frischgebratenen Fisch auf den schmutzigen Tischen essen möchtest.
Der Fisch schmeckt trotzdem sehr gut und während man sein Essen genießt, kann man noch ganz romantisch auf den See schauen und Afrikaner beobachten, die ihre Autos und Busse waschen.





Als kleines Gegenbeispiel dazu ein Foto vom Lake Victoria, das ich in Mwanza (Tansania) aufgenommen habe .Findet die Unterschiede :-)
Viktoriasee auf der tansanischen Seite


Am Sonntag ging es weiter über den Equator nach Kakamega.
Hier kann man im letzten Stück Regenwald, das Kenia erhalten geblieben ist, wandern. Mit unserem – zur Abwechslung mal weiblichen - Guide ging es für einige Stunden ins dichte Grün.
Das der 23.000 ha große Wald vor nicht einmal 25 Jahren noch 240.000 ha besaß, ist unglaublich erschreckend... Trotzdem kam er uns immer noch riesig vor, wenn man auf den kleinen Pfaden entlanggeht und über sich Baumriese von bis zu 70 Metern stehen, sodass ich innerhalb kürzester Zeit keine Orientierung mehr hatte.
Jacki hat Fotografiere einfach drauf!
Affen gesichtet?
Eine von mehreren Arte, die wir im Wald fanden

Neben der großen Artenviefalt an Pflanzen sahen wir vor allem Insekten (über 400 Arten von Schmetterlingen!), Reptilien und Affen. Von den besonderen Vogelarten bekamen wir nur ihr Singen, Zwitschern, Lachen und Schreien mit, weil sie weit weit über uns in den Bäumen saßen.
Da wir als echte Stadtkinder das Wandern und die unglaublich frische Luft gar nicht gewöhnt waren, waren wir abends ziemlich müde und nachdem sich Jacki zurück auf den Weg nach Nairobi machte, fiel ich ins Bett.
Supper in Kisumu - lecker Fisch

Am Montag wollte ich nach Nakuru, das war aber gar nicht so einfach, denn von Kakamega hatten alle Busgesellschaften, die Nakuru im Program hatten, dichtgemacht.
Also auf gut Glück erst einmal mit dem kleinen Matatus zurück nach Kisumu, wo ich ein weiteres Matatu nach Nakuru fand. Das in den kleinen 14-Sitzer Bewegungsfreiheit und Belüftungsmöglichkeiten eingeschränkt sind, wusste ich ja bereits. Aber erst jetzt weiß ich, wie viel Spaß es macht, 5 Stunden in einem heißen, engen Raum zu sitzen, wenn dein Nachbar ein Baby ist, dass eine ziemlich volle Windel hat..


In Nakuru gönnte ich mir einen freien Tag, an dem die nächste Wandertour anstand.
Mit einem Motorrad fuhr ich auf den Berg hinter Nakuru, um die Aussicht zu genießen.
Als ich oben auf dem 2.500 m hohen Vulkankrater stand, dachte ich plötzlich, es könnte nett sein, hinuter zu klettern. . . liebe Kinder, macht so etwas niemals nach.
Von oben sah es wirklich schön aus!
Gerade mal die Hälfte geschafft... 
Denn weitaus weniger lustig kam es mir vor, in der unglaublichen Mittagshitze ohne Wasser denselben Weg wieder hoch zu müssen.  Da es aber keine andere Möglichkeit gab, kam ich irgendwann tatsächlich halbwegs lebend dafür mit einem fetten Sonnenbrand oben an.

Irgendwo aus dem Bus..ein Markt einer Kleinstadt
Abends ging es mit den Nachtbus nach Mombasa, um für die letzten Tage meiner Reise noch einmal ein bisschen an der Küste zu entspannen. Um 5:30 kamen wir in Mombasa an, wo ich direkt in das nächste Matatu in Richtung Malindi stieg. Mein Ziel war das Dorf Watamu, das einen wunderschönen Strand haben soll.
...und die traditionellen Hütten der Dörfer
In Watamu selbst merkte ich schnell, wie sehr manche Orte vom Tourismus leben.  Da jetzt in Kenia ein eher regnerischer Winter vorherrscht, kommen kaum Besucher. Haupsaison an der Küste ist von August – Januar. Die Bewohner Watamus erklärten mir, dass ab August die Hälfte aller Einwohner aus Italien kommt, weswegen ich mich auch nicht wunderte, als besonders schlaue Kinder mir „Ciao“ entgegen riefen.

Im Dorf war jedenfalls die gesamte Hauptstraße ausgestorben, von 20 Geschäften hatten vielleicht zwei auf und auch die Suche nach einem günstigen Guest House gestaltete sich nicht einfach.
 Letzlich hatte ich aber unglaublich Glück, da ich mich auf der Suche nach Schatten in eine kleine Teehütte setzte und mich mit der Mama dort unterhielt. Sie war begeistert von der „Weißen, die Suaheli spricht, sich ordentlich kleidet und sogar einen kenianischen Namen hat“ (auf Reisen gebe ich einfacher Weise meinen Spitznamen „Wangui“ oder kurz „Gui (sprich: Ko-i)“ an) und erzählte mir von ihrer Freundin, die ein Haus vermietet.
Als ich es mir anguckte, wollte ich gleich schon wieder wegrennen: Ein riesiges Appartment mit Balkon, Wohnzimmer, Küche, Bad und zwei Schlafzimmern überstug deutlich mein Budget! Aber dann kam die Überraschung. Die Mama nannte mich nicht nur von Anfang an „ihre Tochter“ sondern bot mir das Ganze auch für 1.300 /= also gerade mal 11,50€ an. Damit starteten meine letzten drei Urlaubstage natürlich sehr schön.
Watamu selbst war für mich unglaublich entspannend. Es gab nichts, was ich machen musste.
Ich konnte zum Strand gehen oder mich ins Haus von Mama Zuhura (meiner Vermieterin) und ihrer Familie setzen, ich konnte umherspazieren oder mit anderen Menschen reden. Und genau das machte ich am Meisten: Ich nahm mir einfach die Zeit, mich mal für eine Stunde zu Menschen zu setzen und lernte dabei unglaublich viel.
Ich half, Sandalen zu machen, Holz zu sägen oder sogar Chips aus Süßkartoffeln herzustellen, ich bin Motorrad gefahren und abends saß ich oft noch lange mit der Familie von Mama Zuhura zusammen.
Ich war fast ein bisschen traurig, am Samstag wieder aufzubrechen.


Strand von Watamu, noch menschenleer


Und ein bisschen Handarbeit!
Aber wenn ich heute den Wäscheberg sehe, den meine Hände gleich zu bewältigen haben, freue ich mich, die Zeit nicht komplett bis Sonntag ausgenutzt zu haben! :-)

1 Kommentar:

  1. Toll geschrieben. Ihr habt ja einiges erlebt.
    Viele Grüße aus Lamu,
    ARNOLD

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