Am kommenden Montag finden in Kenia Präsidentschaftswahlen
ab, weswegen ich morgen früh das Land für eine Woche verlasse und nach Tansania
reise.
Bei der letzten Wahl 2007 kam es nach einem fast offensichtlichen
Wahlbetrug zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen. Dazu muss man wissen und bedenken,
dass sich ein Kenianer nicht nur als „Kenianer“ fühlt, sondern sich dazu sehr
stark über seine Stamm/Tribe identifiziert. Bei der Wahl geht es also oft nicht
unbedingt um die politischen Versprechen des Kandidaten sondern darum, seinen
Tribe zu unterstützen und zu wählen.
2007 führte in den Prognosen und auch während der Wahl
lange der Luo Kandidat Raila, doch nach einem Stromausfall in der Zählungsphase
wurde der bisherige Kikuyu Präsident Kibaki zum Sieger erklärt und sehr schnell
vereidigt, obwohl das Wahlergebnis von etlichen internationalen Beobachtern
angezweifelt worden ist.
Das war der Auslöser eines über 2 Monate andauernden
Kampfes zwischen Luo und Kikuyu. Hierbei starben über 1.300 Menschen und
etliche mussten fliehen. Das Schlimme war allerdings, dass es Menschen gab, die
die Stammesmitglieder dafür bezahlten zu kämpfen. Man bekam also ca. 1€, um
jemand anderen zu töten…. Am Schlimmsten traf es die Bewohner der großen
Slumgebiete, die eng an eng mit Nachbarn wohnen, die plötzlich zu Feinden
werden.
Nach der Wahl wurden einige Politiker beim
internationalen Gerichtshof angeklagt, weil sie genau das gemacht haben:
Unruhen gefördert und Morde geplant, es wurde geplündert, sogar eine Kirche mit
Menschen drinnen angezündet und wahnsinnig viele Menschen wurden durch
Brandstiftung von ihren Häusern vertrieben.
Nach Den Haag müssen deswegen u.a. Ruto, der damals die
Unruhen gegenüber den Kikuyu – also von der Seite der Luo – geplant haben soll
und Uhuru Kenyatta (Sohn des 1. Präsidenten von Kenias), der auf der anderen
Seite stand und die „Rache“ der Kikuyus mitorganisiert haben soll.
Ironischerweise sind die beiden Topfavoriten der Wahl
2013. Hier muss sich am Montag nämlich die Wahl zwischen Raila Odinga, der sich
erneut hat aufstellen lassen, und seinem Stellvetreter Kalonzo und – diesmal im
Team – Uhuru Kenyatta mitsamt Stellvertreter Ruto entscheiden.
Was passieren wird, weiß niemand. Zum einen versprechen
eine neue Verfassung sowie sehr viel Vorbereitung auf sicherheitstechnischer
Ebene eine friedlichere Wahl. Zum anderen sind schon Mordbriefe an den obersten
Richter und die Botschafter geschickt worden, dass sie, wenn sie Uhuru von der
Wahl ausschließen oder sich einmischen, ihr eigenes Grab kaufen können.
Allerdings denken die meisten, dass weder Uhuru noch
Raila bei der Wahl über 50% bekommen (es gibt noch eine Menge anderer
Kandidaten), sodass es eine 2. Runde nur zwischen den Beiden geben wird. Daher
sagen viele, dass wenn es zu Unruhen kommen wird, dann beim 2. Durchlauf.
Fakt ist, dass die Menschen Angst haben. Aber vielleicht
hilft ihnen auch diese Angst aus 2007 zu lernen. ..
Ich jedenfalls werde für Kenia beten, weil ich viele
Freunde und vor allem meine Kinder hier zurücklasse, wenn ich meine Woche
Zwangsurlaub antrete, der sich je nach Zustand in Kenia verlängern kann.
Wer sich für das Thema Wahlen in Kenia interessiert, sollte sich übrigens den Film "Something necessary" angucken!
http://www.amnesty.de/2013/2/21/jetzt-im-kino-something-necessary