Freitag, 1. März 2013

Wahlen 2013


Am kommenden Montag finden in Kenia Präsidentschaftswahlen ab, weswegen ich morgen früh das Land für eine Woche verlasse und nach Tansania reise.
Bei der letzten Wahl 2007 kam es nach einem fast offensichtlichen Wahlbetrug zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen. Dazu muss man wissen und bedenken, dass sich ein Kenianer nicht nur als „Kenianer“ fühlt, sondern sich dazu sehr stark über seine Stamm/Tribe identifiziert. Bei der Wahl geht es also oft nicht unbedingt um die politischen Versprechen des Kandidaten sondern darum, seinen Tribe zu unterstützen und zu wählen.
2007 führte in den Prognosen und auch während der Wahl lange der Luo Kandidat Raila, doch nach einem Stromausfall in der Zählungsphase wurde der bisherige Kikuyu Präsident Kibaki zum Sieger erklärt und sehr schnell vereidigt, obwohl das Wahlergebnis von etlichen internationalen Beobachtern angezweifelt worden ist.
Das war der Auslöser eines über 2 Monate andauernden Kampfes zwischen Luo und Kikuyu. Hierbei starben über 1.300 Menschen und etliche mussten fliehen. Das Schlimme war allerdings, dass es Menschen gab, die die Stammesmitglieder dafür bezahlten zu kämpfen. Man bekam also ca. 1€, um jemand anderen zu töten…. Am Schlimmsten traf es die Bewohner der großen Slumgebiete, die eng an eng mit Nachbarn wohnen, die plötzlich zu Feinden werden.
Nach der Wahl wurden einige Politiker beim internationalen Gerichtshof angeklagt, weil sie genau das gemacht haben: Unruhen gefördert und Morde geplant, es wurde geplündert, sogar eine Kirche mit Menschen drinnen angezündet und wahnsinnig viele Menschen wurden durch Brandstiftung von ihren Häusern vertrieben.
Nach Den Haag müssen deswegen u.a. Ruto, der damals die Unruhen gegenüber den Kikuyu – also von der Seite der Luo – geplant haben soll und Uhuru Kenyatta (Sohn des 1. Präsidenten von Kenias), der auf der anderen Seite stand und die „Rache“ der Kikuyus mitorganisiert haben soll.
Ironischerweise sind die beiden Topfavoriten der Wahl 2013. Hier muss sich am Montag nämlich die Wahl zwischen Raila Odinga, der sich erneut hat aufstellen lassen, und seinem Stellvetreter Kalonzo und – diesmal im Team – Uhuru Kenyatta mitsamt Stellvertreter Ruto entscheiden.
Was passieren wird, weiß niemand. Zum einen versprechen eine neue Verfassung sowie sehr viel Vorbereitung auf sicherheitstechnischer Ebene eine friedlichere Wahl. Zum anderen sind schon Mordbriefe an den obersten Richter und die Botschafter geschickt worden, dass sie, wenn sie Uhuru von der Wahl ausschließen oder sich einmischen, ihr eigenes Grab kaufen können.  
Allerdings denken die meisten, dass weder Uhuru noch Raila bei der Wahl über 50% bekommen (es gibt noch eine Menge anderer Kandidaten), sodass es eine 2. Runde nur zwischen den Beiden geben wird. Daher sagen viele, dass wenn es zu Unruhen kommen wird, dann beim 2. Durchlauf.
Fakt ist, dass die Menschen Angst haben. Aber vielleicht hilft ihnen auch diese Angst aus 2007 zu lernen. ..
Ich jedenfalls werde für Kenia beten, weil ich viele Freunde und vor allem meine Kinder hier zurücklasse, wenn ich meine Woche Zwangsurlaub antrete, der sich je nach Zustand in Kenia verlängern kann. 


Wer sich für das Thema Wahlen in Kenia interessiert, sollte sich übrigens den Film "Something necessary" angucken!
http://www.amnesty.de/2013/2/21/jetzt-im-kino-something-necessary

2 Kommentare:

  1. Da bin ich ja froh. Ich hab gestern in der Zeitung nen aktuellen Artikel aus Kenia über die Rivalität von Kalenjin und Kikuyu gelesen, und an dich gedacht.
    Bin froh, daß du so vernünftig bist, dich in Sicherheit zu bringen.
    Hoffen wir mal, daß auch in Kenia nichts passiert!

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  2. Es ist tatsächlich außer kleineren Unruhen in Mombasa total ruhig geblieben..wobei man auch dazu sagen muss, dass direkt beim Wahlbeginn alle elektronischen Maschinen plötzlich kaputt waren.. Uhuru ist jetzt offiziel Präsident, aber Raila ist gestern vor Gericht gegangen.

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