In meinem letzten Rundbrief habe ich schon davon
berichtet, wie wir mit unserer Social workerin auf den Straßen nach Mädchen
gesucht haben. Bis heute haben mich diese Tage sehr bewegt..
Ich fahre täglich an einem riesigen Slum entlang, war
selbst schon in Kibera, wie ihr vielleicht damals gelesen habt, und fand es
unvorstellbar, unter was für Bedingungen manche Menschen hier leben. Viele der
Kinder, die wir jetzt aufgenommen haben, kommen aber aus ganz anderen
Verhältnissen. Wir haben nicht in den Slums nach Mädchen gesucht, wir sind an Rändern
von Müllhalden vorbeigegangen, an kleinen Grasflächen hinter öffentlichen Toiletten
oder neben schmutzigen Flüssen – Flächen, wo die Menschen, die keinen Platz
haben, Platz finden.
Es war schwer für mich, die kleinen Menschengruppen zu
sehen, die meisten mit einer Klebeflasche in der Hand auf durchweichten Kartons
(Regenzeit ohne Haus..!) oder Säcken saßen. Ich traf mehrere Mädchen, die nicht
einmal so alt waren wie ich und trotzdem schon selbst Kinder an der Hand
hatten. An einer dieser Stellen trafen wir auch die Mutter von einem unserer
Mädchen, das jetzt in Rongai lebt. In dem Moment wurde mir bewusst, was für
eine Veränderung es doch für die Mädchen ist, die früher an solchen Plätzen im
Regen geschlafen haben und jetzt eigene Betten haben und zur Schule gehen. Eine
Veränderung, die es auch dieses Jahr wieder für zehn Mädchen geben wird.
Mittlerweile haben wir sieben neue Mädchen im PLCC – neue
Homecups.
Eigentlich hätten wir schon Acht gehabt.. Aber das
Mädchen, das wir als erstes gefunden haben, ist uns leider wieder abhandengekommen…Da
das Mädchen selbst kein Haus hat und mit ihrem Vater auf einer der oben
beschriebenen Stellen lebt, wurde der Vater dringend darum gebeten, sein Kind
im Pangani House schlafen zu lassen. Der Vater, der die Kleine wirklich liebte
und sie jeden Tag nicht nur morgens zum PLCC brachte sondern auch nachmittags
wieder abholte (in dem Alter lassen die meisten Eltern ihre Kinder einfach
selber laufen), hatte Angst, dass er sie an das PLCC verlieren würde… Alle
Gespräche darüber, dass wir keine Adoptionen machen und einen engen
Elternkontakt fördern wollen, halfen nichts, denn wir haben das Mädchen seit über
einer Woche nicht mehr gesehen oder erreichen können.
Solche Momente machen mich traurig, weil ich das Mädchen
ins Herz geschlossen habe und weiß, dass sie sich sehr auf die Schule gefreut hat.
Ich weiß nicht, wo sie jetzt ist, aber ich bete, dass es ihr gut geht und es
nachts nicht zu kalt ist.
Trotzdem gibt es natürlich auch schöne Neuigkeiten und
zwar sieben Stück! Drei Mädchen fehlen noch, bis wir die jährlichen 10 Homecups
zusammen haben, aber schon jetzt ist wieder ganz schön viel Leben im PLCC. Den Medical Check Up und das Abrasieren der
Haare haben sie schon hinter sich und vorgestern gab es neue Klamotten für alle
Und man kann beobachten, wie sie Tag für Tag etwas
offener und sicherer werden. Am Anfang standen die Meisten nämlich noch sehr verloren
in einer Ecke und flüsterten entweder höchstens schüchtern ihren Namen oder warfen uns ein „Usiniguse!“ (Fass mich nicht an!) entgegen.
Mittlerweile verstehe ich die Aussage meiner
Arbeitskollegin „Streetchildren are rough“, aber was soll man von einem Kind
erwarten, das in einem Haus abgestellt wird, ohne seine Eltern, dafür mit zwei „komischen
Weißen“. :-)
Natürlich ist jedes Kind unglaublich individuell, aber
gerade zwischen den Straßenmädchen und denen, die im Slum wohnen, kann man
momentan starke Unterschiede ausmachen, was Höflichkeit und allgemeines
Verhalten angeht. Und generell gibt es kleine Dinge, die einen plötzlich
auffallen. Zum Beispiel, dass die Meisten am Anfang alle halbe Stunde auf Klo
gegangen sind – einfach weil sie es plötzlich können, ohne dafür zu bezahlen.
Wie gesagt: Jeder Tag ist anders, jeder Tag bringt Veränderungen. Gestern hat sich die erste getraut, meine Haare zu flechten und heute hat eine der Kleinen zum ersten Mal meine Hand genommen. Und wenn wir ihnen Bälle oder Stifte geben, wirkt plötzlich keines der Mädchen mehr schüchtern!
Ich bin wirklich sehr gespannt auf Alles, was jetzt
kommt. Darauf wie die nächste Zeit mit ihnen wird und wie die drei, auf die wir
noch warten, sich in die Gruppe einfinden.
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